Dienstag, 6. September 2011

Wieder mal so eine spontane Idee von mir

Ja, da war ich also in Spanien, und bin 800km einmal quer von den Pyrenäen bis fast an die Westküste Spaniens gelaufen. Und warum? Ganz einfach: Warum nicht?

Meine letzten zwei Jahre seit dem Abi waren ziemlich turbulent. Nach Neuseeland, mit Zwischenstopps in Südostasien und Tonga, zurück nach Deutschland, die Entscheidung für Diego nach Argentinien zu gehen, dort zu studieren und dann doch wieder zurückzukommen. Ein Wechselbad der Gefühle, ein Meer an Erfahrungen, Eindrücken, Sichtweisen auf das Leben und mich selbst.
Als ich nun diesen Mai 2011 wieder nach Hause gekommen bin, war ich ziemlich fertig mit den Nerven. Was mach ich hier eigentlich? Was will ich eigentlich? Was soll nun kommen? Und irgendwie kam mir dann zu Pfingsten bei unserem Besuch in Hessen bei einem Tagesausflug dieser Gedanke. Es war fast wie bei dem Film 'Inception': "Once an idea has taken hold of the brain it's almost impossible to eradicate. [Wenn ein Gedanke einen Verstand erst einmal infiziert hat, ist es fast unmöglich, ihn zu entfernen]". Was ist dieser Jakobsweg eigentlich? Wo ist der überhaupt? Wie lang ist der und wie lange läuft man denn da? Ich hatte wirklich keine Ahnung. Das einzige, das ich wusste, war, dass er irgendwo in Spanien ist. Ich wusste weder, ob man da nun Tage oder Monate braucht, ob der nun 50km oder 1000km lang ist. Keinen blassen Schimmer. Von Hapes Buch hatte ich natürlich gehört, es aber nie gelesen und mich auch mit keinem darüber unterhalten. Meine erste allgemeine Neugier war also erstmal geweckt und zurück in Berlin hab ich mich an meinen Laptop gesetzt und recherchiert:
Alle Wege führen nach Santiago...
- Der Jakobsweg oder auch Camino de Santiago (auf Spanisch)
- traditionell der Weg von deiner Haustür nach Santiago de Compostela, zu den Gebeinen des Apostels Jakob
- gehört zu den 3 wichtigsten Pilgerwegen der Christenheit, neben dem nach Rom und Jerusalem
- ca. 1000 Jahre alt
- beliebteste und meistgelaufene Route ist der französische Weg von Saint-Jean-Pied-de-Port auf der französischen Seite der Pyrenäen quer durch Nordspanien über Pamplona (berühmt durch San Fermines, dem Bullenrennen), Burgos und Leon nach Santiago
- St.-Jean-Pied-de-Port nach Santiago: ca. 800km
- man läuft etwa 4-6 Wochen

(wer will, kann sich hier weiter belesen. dies sind die Seiten, die mir viel weitergeholfen haben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Jakobsweg
http://www.jakobsweg.info/
http://www.kloster-aktuell.de/jakobsweg/)

Das sind die harten Fakten, aber noch viel interessanter waren all die anderen Berichte von dem, was der Weg mit dir macht. Es werden Begriffe wie Selbstfindung, Klarheit, Weg deines Lebens usw. verwendet. Man hätte einfach jede Menge Zeit, Zeit für seine Gedanken, Zeit für sich selbst und gleichzeitig aber auch intensive Momente mit so vielen anderen Menschen.
Und irgendwie... Irgendwie hat es einfach gepasst. Ich las es und dachte mir, ja, genau sowas brauch ich jetzt. Ich lauf zwar nicht wirklich gern, bin noch nie ernsthaft gewandert, aber das wäre die zusätzliche Herausforderung für mich. Die Idee war geboren, meine Neugier geweckt, warum nicht? Ich habe langsam angefangen mich über die benötigte Ausrüstung zu informieren, zunächst eher aus Neugier, um zu wissen, was man denn bräuchte, gesetzt den Fall, dass man vielleicht, eventuell, irgendwann mal dort laufen wollen würde. Und irgendwie war das gar nicht so viel, und irgendwie hatte ich auch schon fast alles da. Daraufhin habe ich ebenfalls aus reiner Neugier, einfach nur interessehalber mal nachgeguckt, wie viel es denn eigentlich kosten würde, sollte ich mich denn irgendwann in meinem Leben mal dafür entscheiden, hinzufahren.
Stück für Stück habe ich mich dem Thema angenähert. Habe recherchiert, habe seltsamerweise angefangen mir die Sachen zusammenzusuchen, Flüge/ Mitfahrgelegenheiten gecheckt, und irgenwie... Irgendwie kam ich dem Jakobsweg immer näher. Es gab eigentlich nur zwei Momente, die dem ganzen auf einmal etwas konkretes verliehen. Einen Tag bin ich zum Globetrotter-Outdoor-Shop (rein interessehalber um zu sehen, wie viel es denn kosten WÜRDE), und auf einmal stand ich an der Kasse mit einem Sonnenhut und einem Mikrofaser-Handtuch. Ich hatte mir die ersten fehlenden Teile meiner Ausrüstung gekauft. Und der zweite Moment war der Anruf bei einer Mitfahrgelegenheit von Berlin nach Stuttgart. Ein Anruf, eine Abmachung, ... ein Datum...! Ein Datum... Es stand fest... Am 18.7.2011 würde ich Berlin Richtung Santiago verlassen. Dein Weg beginnt an deiner Haustür. Ich würde tatsächlich nach Spanien fahren. Ich würde tatsächlich innerhalb weniger Wochen losgehen und potenziell 800km durch einen der kulturell ältesten und traditionsreichsten Teile Europas laufen... Ich würde Teil einer bereits über 1000-jährigen Geschichte werden...
Wow...
Und so begann also nun mein Weg.

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