Freitag, 9. September 2011

Fr, 22.07.2001 · Larrasoaña - Cizur Menor

Höhenmeter
Streckenverlauf
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the road goes on...
Ich finde, heute war der bisher schönste Tag. Er begann ziemlich amüsant, da wir um 7.30 Uhr aus der Herberge raus sein sollten, aber erst um 7 Uhr langsam aufgewacht sind. Die Herbergsmutter (auf Spanisch Hospitalera) musste allerdings um 9 Uhr in Pamplona auf Arbeit sein (bis dahin die ganze Herberge durchgeputzt haben) und hat uns dementsprechend angetrieben. Doch selbst als wir schon alle draussen standen, fiel immer nochmal jemandem ein, dass er etwas vergessen hatte. Erst Carlos´ Wanderstöcke, danach noch seine Wasserflasche, und dann später noch Davids Pilgerpass. Jedes Mal trauten wir uns weniger nochmal anzufragen und waren froh letztendlich losgehen zu können, denn um die gebrubbelten Verwünschungen der Herbergsmutter zu verstehen, brauchte man kein Spanisch. Aber wie sollte es auch anders sein... Nach 200m fühlten sich meine Hände merkwürdig leer an. Ich hatte die Wanderstöcke stehen lassen! Also wieder zurück, aber glücklicherweise waren sie gleich neben dem Büro am Eingang.  Ich bin also auf Zehenspitzen reingeschlichen, schnell wieder raus und die Hospitalera hat, glaube ich, nichts mitbekommen. Ein Glück! ^^

Richtung Pamplona
durch Mini-Dörfchen
Der Rest des Tages war durchwachsen. Es sollt laut Carlos flach sein, war es dann aber doch nicht und mein Knie beschwerte sich dementsprechend. Nach Pamplona wurde schlimmer und schlimmer und an einem Punkt war ich den Tränen wirklich nahe. Solche Schmerzen hatte ich echt noch nie. Daher war ich mir sicher, dass ich diese Nacht in Pamplona bleibe. Wir haben uns alle in einem netten Park auf die Terrasse eines Cafés gesetzt, die Sonne genossen und an die 2h nur gequatscht. Ich hab mir erklären lassen wie ich zur Herberge komme und alles, hab mich aber im allerletzten Moment doch noch umentschieden. Rowan ging´s knietechnisch genauso wie mir und wollte eigentlich auch bleiben. Beim Aufstehen ging es uns beiden aber wider Erwarten doch so gut, dass wir uns entschlossen, doch der Gruppe zu folgen. Und diesmal (im Gegensatz zu gestern) muss ich sagen, dass das eine sehr gute Entscheidung war. Rowan und ich sind beide seeeeeehr entspannt die 4km bis Cizur Menor gelaufen, das Wetter war toll, der Weg war diesmal tatsächlich relativ flach und beim Quatschen lenkt man sich automatisch gegenseitig vom Schmerz ab. Dazu kommt, dass ich mich vorher noch nicht viel mit Rowan unterhalten hatte. Und es stellte sich heraus, dass er Englischlehrer für Erwachsene hier in Spanien (in Zaragoza) ist, sich auch für Geschichte interessiert usw., womit wir eine super Gesprächsgrundlage hatten. Der Weg nach Cizur Menor war demnach der wunderschönste Abschnitt des bisherigen Caminos für mich.
Casa de las Conchas
mein Schlafplatz :)
Auch die Herberge selbst ist diesmal etwas ganz besonderes. Sie gehört zum Malteserorden und besitzt auch eine alte Kirche aus dem 12. Jahrhundert, in jener ich jetzt gerade aufgrund von Überfüllung der eigentlichen Herberge zusammen mit ca. 10 anderen auf Matratzen auf dem Kirchenboden schlafe.

Auch hier in der Herberge habe ich heute Nachmittag total tolle Gespräche geführt. Einmal mit 2 Däninnen über Sprachen und Länder, meine Zukunftspläne, usw., aber noch viel interessanter war Greg. Ich wusste schon, dass er meditiert, aber nicht viel mehr. Nun weiss ich, dass er Buddhist seit dem Krebstod seiner Verlobten vor 3 Jahren ist und der Jakobsweg seine Vorbereitung auf seinen Pilgerweg in Nepal ist, der er auf traditionelle Art und Weise machen will. Ausserdem hat er den Dalai Lama persönlich getroffen, als jener in Ungarn war.

Vorort von Pamplona
(man beachte das Gründungsjahr...)

Zum Abendbrot bin ich dann mit Rowan und Grant im Restaurant essen gegangen. Für uns Pilger gibt es hier überall übrigens diese Pilgermenüs. 3 Gänge, eine Flasche Wein und Wasser für 6-10€, je nach Ort. Da wirst du vollgestopft mit Kohlenhydraten (teilweise eine riesige Portion Makkaroni als Vorspeise...) und gehst gut gestärkt in den nächsten Tag. Mit meinen beiden Australiern hab ich mich auch wieder über alles mögliche unterhalten, vom Eurokurs über Alkoholgeschichten bis zu Grammatik. Zum Schluss ganz lange über die Unterschiede der englischen Grammatik zu den meisten lateinischen/ indogermanischen Sprachen. Sehr interessant. Vor allem, weil ich selten Leute treffe, die sich für solche Sachen faszinieren können.

Also wirklich ein insgesamt absolut schöner Tag. Ein wenig Hölle zwischendurch, aber am Ende blendet man diesen Teil ja sowieso aus. Mal sehen, wie die nächsten Tage nun werden.
die Kirche von aussen
(übrigens mit dem Kiwi in der Mitte
und den beiden Ozzies rechts)

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