Montag, 19. September 2011

Do, 28.07.2011 · Logroño - Navarrete

Höhenmeter
Streckenverlauf
schöne Fotos des im Text genannten Parks und der Strecke nach Navarrete und Infos für die, die wollen...



kleiner Bach im Grajera-Park
hinter Logroño
Nach einem schönen Frühstück sind wir zusammen los, doch schon kurz nach Logroño sind mir die beiden, Rowan und Lila, schon davon. Ich musste mein langsames Tempo noch beibehalten. Der Weg war für ein paar Kilometer gleichzeitig Teil einer langgestreckten Parkanlage, genannt Parque La Grajera, zum Spazieren/ Joggen oder Fahrrad fahren.
Am Ende führte er an einen See vorbei und dann wie immer in die Weinberge. Mein Knie hat mir wieder grosse Schwierigkeiten bereitet. Zwischendurch kamen mir wieder die Tränen und ich wollte einfach nicht mehr. Ich hatte aber gemerkt, dass vor allem das zusätzliche Gewicht mir zusetzt. Um für eine kleine Pinkelpause am Wegesrand zu verschwinden, konnte ich ohne Rucksack locker die Böschung runterlaufen, fast springen und auch wieder hochklettern ohne dass mein Knie stark wehtat. Aber dann, Rucksack wieder auf, weiter geht´s und welcome back, lieber Schmerz...

kleines Suchbild:
Wo ist der zweite Pfeil?
Irgendwann hat es aber dann wieder nachgelassen und ich bin gegen Mittag in Navarrete angekommen. Von Rowan und Lila keine Spur, wer weiss wo die untergekommen sind oder ob sie vielleicht auch schon weiter nach Nájera sind. Wer weiss?
(kleine Anmerkung: wesentlich später hab ich herausgefunden, dass sie an diesem Tag rekordverdächtige 36km bis Azofra an jenem Tag gelaufen ist...)
Blick zurück auf Logroño
Ich wollte eigentlich noch bis nach Ventosa weiter, da ich mich doch wieder ganz gut fühlte und nach einer gemütlichen Siesta in Navarrete wieder fit sein sollte.
Ich hab die Zeit genutzt um von einer Bar aus mit Mama und auch Diego zu skypen. Am Ende waren die Angaben über Entfernung und Preis bis zur nächsten Albergue in Ventosa etwas widersprüchlich in meinen Aufzeichnungen, weshalb ich mich entschied doch in Navarrete zu bleiben. So eine Siesta macht dann doch schon ganz schön faul.
Von hunderten von Pilgern
angebrachte Kreuze den ganzen Zaun entlang
Um 13:30 Uhr öffnete die Albergue und in ihr war der unfreundlichste Hospitalero, den ich bisher gesehen habe. Folgender Vorfall:
Die Sache war, dass auf dem Tisch vor ihm ein Zettel klebte "Donativo 5€" (span. auf Spendenbasis 5€) und neben mir eine kleine Kasse stand, mit dem Zettel "Donativo". Kombiniere, kombiniere, hab ich meine 5€ für die Nacht natürlich schon in die Kasse gesteckt. Dann sah ich  aber bei der Pilgerin vor mir, dass sie die 5€ dem Hospitalero selbst gegeben hat. Und als er danach nun das Geld von mir haben wolltee, konnte ich  natürlich nur dumm auf die Kasse zeigen und ihm meinen Irrtum erklären. Er meinte aber, dass diese Kasse für einen ganz anderen Zweck bestimmt sei und wollte nun die 5€. Ich geb´ doch aber ganz sicher nicht nochmal 5, womit er sich dann halt zufrieden geben musste, denn irgendwie war sein Problem, dass er keinen Schlüssel für die Kasse hatte. Aber ganz ehrlich... Nicht mein Problem.

Navarrete
Später, als ich schon gemütlich auf meinem Bett lag, kam er dann auf einmal ins Zimmer und sagst, ich hätte gelogen. Ich sei eine Lügnerin und vielleicht spreche ich wohl ganz gut  Spanisch, aber so laufe sich der Camino nicht, so mache man das nicht!
Antike Pilgerherberge
Ich hab keine Ahnung was in der Zwischenzeit passiert sein muss. Vielleicht hat er doch noch den Schlüssel gefunden oder hat nur ´ne Schüttelprobe gemacht, keine Ahnung. Das einzige, was ich mir noch vorstellen könnte, ist, dass der Schein irgendwo festklemmt oder was weiss ich, sodass er beim einfachen Aufklappen nicht sichtbar ist.
Aber was soll´s.
Eigentlich hätte es mir egal sein sollen, aber irgendwie war der ganze Tag ziemlich hart, ich emotional sowieso weit unten, allein und dazu solche Vorhaltungen und Beschimpfungen... Jedenfalls kamen mir danach zum zweiten Mal an diesem Tag die Tränen und ich hab leise in mein Kissen Richtung Wand geweint. Manchmal scheint das alles einfach zu viel für mich zu sein. Und wahrscheinlich bräuchte ich mal die Gelegenheit einfach mal alles rauszulassen und nach Belieben heulen und alles rausschreien zu können. Aber in den Herbergen hat man keine Privatsphäre und auf dem Weg hab ich mich bisher noch nie danach gefühlt.
Aber irgendwie glaube ich, dass der Moment noch kommen wird.


Nach einem erholsamen Mittagsschlaf hab ich in der Küche ein wenig nach Essbarem gestöbert und ne halbe Packung hinterlassenen Reis gefunden. Free Dinner! :)
Nach dem Essen bin ich dann mit dem Vater, der mit seinem 11-jährigen Sohn einen Teil des Caminos läuft, ins Gespräch gekommen. Der Kleine war für mich ziemlich schwer zu verstehen und einmal meinte er, dass ich komisch rede. Haha. Das zweite spanischsprachige Kind, dass sich über meine "merkwürdige" Aussprache wundert.
Ich hab die beiden dann noch in eine Bar nebenan begleitet, wo wir uns weiterhin wunderbar unterhalten, viel gelernt und gelacht haben. Danach noch ein kurzes Telefonat mit Diego und dann war´s mal wieder Zeit fürs Bett.

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