Donnerstag, 29. September 2011

Di, 02.08.2011 · San Juan de Ortega - Burgos

Heute war ein wundervoller Tag, der Tag des Gebens. So viel Freundlichkeit, so viel Altruismus.
Es war so:
In San Juan gab es nichts zum Frühstück und gestern konnte ich auch nirgends etwas kaufen, ich hab aber heute morgen eine einsame Nektarine gefunden und mit im nächsten Dorf von meinem letzten Bargeld noch zwei Orangen und eine Banane geholt. Nach 3h Laufen mit vielem Auf und Ab hatte ich dann aber natürlich trotzdem gut Hunger. Und da es ausserdem gerade angefangen hatte zu regnen, habe ich in der Bar des einen Ortes, so wie viele andere Pilger auch, Unterschlupf gesucht. Nun wollte ich zum einen nicht einfach nur drinsitzen ohne wenigsten ein bisschen zu konsumieren und zum anderen wollte ich auch einfach nur irgendetwas zu essen oder vielleicht etwas Warmes zu trinken haben. Aber alles, was ich noch hatte, waren 75cent und so weit ich das überblickt hatte, waren die billigsten Sachen (Muffin, Kaffee,...) ab 1€. Ich bin also zum Barkeeper und hab ihn gefragt, ob sie denn nicht irgendetwas Essbares für weniger als nen Euro haben, in der Hoffnung, dass er mir den Muffin auch für 75ct geben würde. Ich hab ihm erklärt, dass dies alles sei, was ich für den restlichen Weg nach Burgos habe.
Da guckt er mich an und sagt, ich solle mir keine Sorgen machen. Da gibt er mir tatsächlich den Muffin und ich reiche ihm natürlich alles, was ich zusammenkratzen konnte, er winkt aber ab und wiederholt, dass ich mir doch keine Sorgen machen solle, das sei schon okay. Da war ich schon so unglaublich dankbar, mein Bauch noch viel mehr und so ging ich glücklich zu meinem Platz. Ich ass gerade genüsslich diesen Muffin, der sowieso gleich hundertmal besser als sonst schmeckte, als der Barmann zu mir an den Tisch kam und mir eine Tasse Kaffee mit einem Lächeln dalässt. Da sass ich schon mit offenem Mund da und konnte mein Glück in diesem Moment kaum glauben und diesem Barkeeper kaum genug danken. Eigentlich mag ich ja gar keinen Kaffee, aber so einen konnte ich natürlich nicht ablehnen und mit viel Milch und Zucker hat er dann auch noch ganz lecker geschmeckt.
Aber es ging ja noch weiter. Muffinessend und kaffeeschlürfend sah ich dann noch einen der ungarischen Truppe von gestern reinkommen und habe daraufhin noch gemütlich mit ihm geplauscht, Scherze gemacht und die Kilometerzahlen der Route berechnet. Und als ich dann nach einiger Zeit mich aufmachte um weiterzulaufen, kam der grosszügigste Barmann der Welt nochmal zu mir und liess wortlos ein in Alufolie eingepacktes Brötchen liegen. Da war ich dann wirklich sprachlos. Der Muffin und der Kaffee waren schon ein so herzliches Geschenk für mich, aber dazu noch dieses Bocadillo... Ich wusste nicht wie ich ihm dafür je genug danken konnte. Aber er wiederholte einfach nur wieder, dass ich mir doch keine Sorgen machen sollte, dies sei der Camino, so sei der Camino. Ich war jedenfalls einfach nur baff, so unendlich dankbar und erfüllt mich Camino-Glücks-Dankbarkeits-Hormonen.

Der restliche auch einfach nur noch gut. Ich hab Alberto, den Spanier, wiedergesehen, und bin mit ihm in Burgos die Herberge suchen gegangen, hab ihn zum Abendessen eingeladen, der Hospitalero hat für uns Gitarre gespielt und gesungen (Flamenco, so talentier, so bezaubernd!) und später noch mit dem französischen Paar auf Delphines Geburtstag angestossen. Rundum ziemlich toll!

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