Donnerstag, 29. September 2011

Di, 02.08.2011 · San Juan de Ortega - Burgos

Heute war ein wundervoller Tag, der Tag des Gebens. So viel Freundlichkeit, so viel Altruismus.
Es war so:
In San Juan gab es nichts zum Frühstück und gestern konnte ich auch nirgends etwas kaufen, ich hab aber heute morgen eine einsame Nektarine gefunden und mit im nächsten Dorf von meinem letzten Bargeld noch zwei Orangen und eine Banane geholt. Nach 3h Laufen mit vielem Auf und Ab hatte ich dann aber natürlich trotzdem gut Hunger. Und da es ausserdem gerade angefangen hatte zu regnen, habe ich in der Bar des einen Ortes, so wie viele andere Pilger auch, Unterschlupf gesucht. Nun wollte ich zum einen nicht einfach nur drinsitzen ohne wenigsten ein bisschen zu konsumieren und zum anderen wollte ich auch einfach nur irgendetwas zu essen oder vielleicht etwas Warmes zu trinken haben. Aber alles, was ich noch hatte, waren 75cent und so weit ich das überblickt hatte, waren die billigsten Sachen (Muffin, Kaffee,...) ab 1€. Ich bin also zum Barkeeper und hab ihn gefragt, ob sie denn nicht irgendetwas Essbares für weniger als nen Euro haben, in der Hoffnung, dass er mir den Muffin auch für 75ct geben würde. Ich hab ihm erklärt, dass dies alles sei, was ich für den restlichen Weg nach Burgos habe.
Da guckt er mich an und sagt, ich solle mir keine Sorgen machen. Da gibt er mir tatsächlich den Muffin und ich reiche ihm natürlich alles, was ich zusammenkratzen konnte, er winkt aber ab und wiederholt, dass ich mir doch keine Sorgen machen solle, das sei schon okay. Da war ich schon so unglaublich dankbar, mein Bauch noch viel mehr und so ging ich glücklich zu meinem Platz. Ich ass gerade genüsslich diesen Muffin, der sowieso gleich hundertmal besser als sonst schmeckte, als der Barmann zu mir an den Tisch kam und mir eine Tasse Kaffee mit einem Lächeln dalässt. Da sass ich schon mit offenem Mund da und konnte mein Glück in diesem Moment kaum glauben und diesem Barkeeper kaum genug danken. Eigentlich mag ich ja gar keinen Kaffee, aber so einen konnte ich natürlich nicht ablehnen und mit viel Milch und Zucker hat er dann auch noch ganz lecker geschmeckt.
Aber es ging ja noch weiter. Muffinessend und kaffeeschlürfend sah ich dann noch einen der ungarischen Truppe von gestern reinkommen und habe daraufhin noch gemütlich mit ihm geplauscht, Scherze gemacht und die Kilometerzahlen der Route berechnet. Und als ich dann nach einiger Zeit mich aufmachte um weiterzulaufen, kam der grosszügigste Barmann der Welt nochmal zu mir und liess wortlos ein in Alufolie eingepacktes Brötchen liegen. Da war ich dann wirklich sprachlos. Der Muffin und der Kaffee waren schon ein so herzliches Geschenk für mich, aber dazu noch dieses Bocadillo... Ich wusste nicht wie ich ihm dafür je genug danken konnte. Aber er wiederholte einfach nur wieder, dass ich mir doch keine Sorgen machen sollte, dies sei der Camino, so sei der Camino. Ich war jedenfalls einfach nur baff, so unendlich dankbar und erfüllt mich Camino-Glücks-Dankbarkeits-Hormonen.

Der restliche auch einfach nur noch gut. Ich hab Alberto, den Spanier, wiedergesehen, und bin mit ihm in Burgos die Herberge suchen gegangen, hab ihn zum Abendessen eingeladen, der Hospitalero hat für uns Gitarre gespielt und gesungen (Flamenco, so talentier, so bezaubernd!) und später noch mit dem französischen Paar auf Delphines Geburtstag angestossen. Rundum ziemlich toll!

Mittwoch, 28. September 2011

Mo, 01.08.2011 · Tosantos - San Juan de Ortega

Bilder hochladen funktioniert immer noch nicht... ich hol´s nach, sobald es wieder geht...


Heute bin ich mit Shanti (Holländerin, studiert irgendwas mit Kultur-Sozialarbeit-Kunst-Management-Therapie, vor 3 Jahren schon mal gelaufen, wo sie ihren Freund kennengelernt hat) gelaufen. Diesmal wieder ziemlich langsam, da sie Probleme mit der Ferse hatte. Wir haben so viele Pausen gemacht und im letzten Dorf vor San Juan de Ortega (12km) fast 2h auf der Terrasse einer Bar gesessen. Der Weg danach war zuerst schön, durch den Wald den Berg hoch, aber danach nur noch durch eine Brandschutzschneise in einem langweiligen Kiefernwald ohne Schatten und unter praller Mittagssonne
Dort treffen wir auch auf ein paar Ungarn, total lustige Truppe, die Shanti schon von vorher kannte. Und als sie meine Schuhe sahen, riefen sie auf einmal so etwas wie: "Ach, DU bist das!". Sie hatten meine Fussspuren im Sand gesehen, sie sogar fotografiert und meinten im Spass, sie hätten die Fotos schon fast zu National Geographic geschickt, es sei Bigfoot in Spanien unterwegs. Hahaha. Und als sie mich trafen, wussten sie nun auch endlich zu wem die Fussstapfen gehörten :)

Die Hitze war echt unerträglich und überall schwirrten kleine Fliegen herum, die irgendwie wahnsinnig heiss auf unsere Gesichter waren. Einfach nur nervtötend. Wir wussten nie wirklich, wie weit es noch zum Kloster sein musste, da sich die gelaufenen Kilometer in dieser trostlosen Gegend schlecht schätzen liessen. Es blieb uns also nichts anderes übrig als einfach nur einen Fuss vor den anderen zu setzen und zu hoffen. Es war drückend heiss und wir fingen an von eiskalter Cola mit viel Eis und einem Scheibchen Zitrone zu fantasieren. Mit fast heraushängender Zunge kamen wir endlich am Waldrand an und konnten schon das Kloster sehen. Und wir konnten es kaum glauben! Am "Ortseingang" stand ein CocaCola- Getränkeautomat. Ahhh. Luxus! Und 1min später hatten wir doch tatsächlich unsere ersehnte kalte Cola. Zwar ohne Zitrone, aber das war in dem Moment dann doch wirklich egal.
So schlecht Cola auch ist, aber auf dem Camino will man einfach nur etwas kaltes mit ordentlich Zucker! Und CocaCola weiss das...

San Juan de Ortega ist ziemlich langweilig. Abgesehen von diesem Getränkeautomaten gibt es hier wirklich nichts, ausser dem Kloster und einer Bar, in der es nicht einmal etwas richtiges zu essen gibt, nichts. Mein Abendbrot bestand also aus einem extrem trockenen Salami-Brötchen (wahrscheinlich von heut morgen noch...) und Frühstück gibt´s dann wohl auch erst im nächsten Dorf. Oder im übernächsten. Mal gucken. Der Gedanke gefällt mir aber schon jetzt nicht... :(

So, 31.07.2011 · Grañon - Tosantos


irgendwie funktioniert die Bilder-Funktion im Moment nicht, ich füg sie dann später ein...



Von Grañon nach Tosantos ging es wieder ziemlich fix. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass ich einen neuen Geschwindigkeitsrekord für mich aufgestellt habe. Ich bin nämlich fast bis nach Belorado mit Alex, einer Kanadierin (Halb-Filipino, in Südwestengland studiert, Künstlerin), gelaufen und mich ihrem Schritttempo angepasst und das waren ca. 5-6km/h! Ich laufe sonst etwa 3,5-4km/h. Aber es ging ganz gut, nur kurz vor Belorado taten mir dann doch die Füsse weh und ich musste mich ausruhen. Dort habe ich mich dann am Ende der Stadt in einen süssen kleinen Park für meine Siesta gelegt, wo einige Familien auch zusammen grillten und die Kinder auf Klettergerüsten tobten.
Das französische Pärchen, Sébastien und Delphine, hab ich auch zufällig wieder getroffen, obwohl ich gedacht hatte, dass sie mittlerweile viel weiter sein müssten. Das letzte Mal hatte ich sie nach Viana auf dem Weg nach Logroño getroffen, wo ich daraufhin ja 2 Tage nur 10km gelaufen bin. Aber Delphine hat eine entzündete Achillessehne, weshalb sie auch nur noch langsam vorankommt.

Die Herberge in Tosantos war wunderschön und etwas ganz besonderes. Genau heute war die jährliche Zelebration der Herberge, zusammen mit dem gesamten Dorf. Hier gibt es nämlich einen Brauch, dass jeder einen kleinen Zettel mit seinen persönlichen Gebeten/ Wünschen/ Danksagungen/ etc. hinterlassen kann, die danach für 3 Wochen abends von anderen Pilgern laut vorgelesen werden. Nach diesen 3 Wochen (solange braucht man von hier ungefähr nach Santiago) werden sie aufbewahrt und dann im nächsten Jahr feierlich verbrannt. Und genau dieser Feiertag war heute!
Zuerst haben Dorfeinwohner in der Kirche (alle Pilger und das Dorf waren anwesend) ein paar Gedichte, Geschichten und Erzählungen von und über den Camino vorgetragen und danach sind wir alle zusammen in eine in die Felsen gehauene Ermita (span. Kapelle) gegangen um dort die Zettel des vergangenen Jahres zu verbrennen. Daraufhin gab es dann aber endlich den besten Teil des gesamten Abends - das Essen! Und was für eins! Es gab Tapas mit Chorizo, Morcilla und kiloweise Tortilla und als alle schon fast voll waren kam noch ein Riesenkessel voll heissem Schokopudding. Was für ein Festmahl! So viele Leute, alle im Garten, viele Kinder und alle waren danach pappesatt. Ach, Wein gab es natürlich auch zur Genüge!

So ging ein weiterer wundervoller Tag zu Ende, einer mit viel Musik (ich hab vo viel Gitarre gespielt, auch zusammen mit Sébastien, der auch dort untergekommen ist) und so viel Spass. Kurz vor der Nachtruhe wurden dann noch zusammen in der kleinen Dachbodenkapelle die Gebete von gestern vorgelesen und dann ging´s ab ins Bett. Ich habe auch einen Zettel geschrieben um ihn morgen in die Box zu stecken.

Die Idee find ich einfach schön, und für mich irgendwie auch wichtig, meine Wünsche an den Camino auch einmal aufzuschreiben. Schreiben tut mir gut. Es hilft mir meine Gedanken zu ordnen.

Mittwoch, 21. September 2011

Sa, 30.07.2011 · Azofra - Grañon




Fotos und Infos...


weit und breit... nichts!

noch mehr Pfeile
Wieder ein tag ohne Kniebeschwerden, einfach nur toll! Ich bin wieder so gut wie die ganze Zeit allein gelaufen und irgendwie flogen die Kilometer nur so hin. auf einmal war ich schon in Cirueña (eine ziemlich hässliche modellartige Bauklotzstadt ohne Leben), checke die Karte und sehe, dass ich schon 8km gelaufen bin und tatsächlich schon knappe 2,5h unterwegs war. Es hatte sich wie wesentlich weniger angefühlt.
Weinreben überall
Ich glaube, so langsam gewöhne ich mich ans Laufen, meine Gedanken wandern von der Landschaft, zu Liedern, zu Erinnerungen und Reflexionen von vergangenen Gesprächen und Ereignissen Meist denke ich nicht wirklich aktiv über diese vergangenen Dinge nach oder beurteile sie ich erinnere mich  einfach nur, lasse die Sachen Revue passieren. Das geht von Gesprächen der letzten Tage, über Sachen dieses Jahres bis hin zu ganz alten Geschehnissen. Manchmal überrascht es mich selbst, was für Dinge auf einmal in meinem Kopf herumschwirren.
Aber ich merke schon jetzt, wie es mir auf eine gewisse Art und Weise hilft. Meine Reflexionen lassen  mich Geschehnisse verarbeiten und etwas objektiver (naja, mehr oder weniger) sehen. Und all das tut mir sehr gut, und es ist so ziemlich genau das, was ich mir von diesem Weg erhofft habe.

schöner Pavillon in einem hässlichen
urbanisierten Gebiet
alles gleich und langweilig...
Die Herberge hier in Grañon ist toll. Wir sind alle im Anbau oder so der alten Kirche hier untergebracht. Alles aus Holz, Wände wie Boden, und der Gemeinschaftsbereich sieht wieder aus wie ein altes Wohnzimmer. Zwei Sessel mit Beistelltisch, Leselampe und Magazinen, ein Klavier (auf dem Bild anscheinend noch nicht da, war in dieser Lücke zwischen Kamin und Vitrine), zwei grosse Esstische, Bilder an der Wand, Schränke und gleich anschliessend eine kleine Küche mit grosser Durchreiche. Hier hab ich auch Alberto, einen Spanier, wiedergetroffen, den ich schon in Los Arcos beim Fest zum ersten Mal und später in Viana schon gesehen und mit ihm gequatscht habe. Ich find´s toll wie man sich hier immer wieder sieht.
ungefähr so sah es aus
(nicht mein Bild, sondern von der ACC)
Am Nachmittag haben ein paar von uns geholfen, das Abendbrot vorzubereiten. Es gab eine Art Auflauf, aber macht mal Auflauf für ca. 30 Personen. Das passt ja in keinen Herd. Daher wurden die grossen Formen dann alle zur Bäckerei gebracht, die sie dann in ihren riesigen Steinofen geschoben hat!
originelle Wasserquelle
in Santo Domingo
Danach hab ich mir die Gitarre geschnappt, die im Wohnzimmer stand und hab angefangen ein wenig darauf rumzuspielen. Hätte ich doch nur mein Buch mit meinen Liedern und Akkorden mitgenommen. Ich kann mich nie an die ganzen Stücke erinnern. Entweder ich vergesse die Akkorde komplett, oder ihre Reihenfolge oder ich kann mich einfach nicht an die Texte erinnern... Daher ist das dann weder etwas halbes noch ganzes. Bei "Imagine" von John Lennon fiel mir nur der Text nicht mehr ein, einem Mädchen dort aber schon. Sie fragte mich, ob wir nicht zusammen spielen wollen, setzte sich ans Klavier und improvisierte. So spielten wir dann zusammen, ich auf der Gitarre, sie zauberhaft auf dem Klavier und sangen "Imagine". Ihr Weggefährte meinte dann zu mir, dass sie ein grosser Beatles-Fan sei. Danach spielten wir noch andere Lieder. Wenn sie sie nicht kannte, begleitete sie mich einfach und zum Abschluss rockten wir zusammen "Zombie" von den Cranberries. Hahaha.
ziemlich alt...
Endlich wieder Musik. Mir ist erst in jenem Moment aufgefallen, wie sehr sie mir fehlte.
Das Abendbrot danach war einfach nur köstlich, wieder drei Gänge und Wein, alle waren pappesatt und unterhielten sich prächtig.
Nach so einem schönen Tag fiel ich rundum zufrieden in mein kleines Bettchen (na gut, ich sollte eher "auf mein kleines Maträtzchen" sagen).



die Muschel überall eingearbeitet
meine Muschel :)

Montag, 19. September 2011

Fr, 29.07.2011 · Navarrete - Azofra





Heute war ich so gut wie den ganzen Tag allein, aber nicht einsam. Ich bin vergleichsweise früh los (6:45 Uhr) und mein Knie hat, bis auf ein bisschen Ziehen am Anfang, so gut wie gar nicht geschmerzt. Irgendwie gedrückt schon, aber der stechende Schmerz blieb aus und das war einfach nur toll. Ich bin wesentlich schneller gelaufen als die letzten Tage (ca. 4km/h) und konnte meine Pausen wunderwar frei gestalten. Nicht, das ich das mit Wandergesellschaft nicht konnte, aber so ganz allein ist es doch irgendwie nochmal etwas anderes.
In Ventosa gab´s eine schöne Frühstückspause und in Nájera (wo ich auch ENDLICH meine Postkarten aus Logroño einstecken konnte) hab ich mich am Ortsende auf eine Wiese mit meiner Isomatte gelegt (ihr erster Einsatz übrigens) und ´ne halbe Stunde Siesta gehalten. Meine Füsse haben´s mir gedankt und so konnte ich mit genug Energie weiterlaufen.
die Jakobsmuschel findet man überall

Die war zwar auch auch ganz schnell wieder weg, denn einmal Fussschmerzen, dann auch ganz bald wieder Fussschmerzen, aber Azofra und damit mein Tagesziel war bald erreicht. Ich bin hier nun in der Gemeindeherberge und komme mir ein wenig wie im Hotel vor. Die Anlage ist neu, sehr modern und alles 2-Bett-Zimmer! Was für ein Luxus! Und unten auf der Terrasse ist ein kleiner Mini-Pool mit ziemlich kaltem Wasser, das meinen Füssen nach all dem Laufen enorm gut getan hat.
Pause...!
Mein Tageshighlight war dann wenig später. Während ich meinen Tagebucheintrag für gestern schrieb, sprach mich ein älterer Herr (75 Jahre alt) an, ob wir uns nicht ein wenig unterhalten könnten. An seiner Brust hatte er einen Anstecker in Form des gelben Wegweiserpfeils, der mich diese vielen Kilometer schon begleitet hat. Und wie ich es mir schon dachte, ist er Hospitalero einer Albergue, jedoch in Santo Domingo de la Calzada, wo er 2h am Tag etwas aushilft.
Siesta im Park am Ortsende von Nájera
Im Gespräch erzählte er mir dann, dass er jeden Tag ein Stück des Weges mit Pilgern läuft und auch oft in diese Albergue hier komm um mit Leuten aus aller Welt seine Sprachkenntnisse aufzufrischen. Und diese sind wirklich unglaublich: Spanisch als Muttersprache, Deutsch fliessend (6 Jahre in den 60ern in Nürnberg gearbeitet), Französisch fliessend (immer wieder ein bisschen und dann mit 67 Jahren nochmal an der Sprachschule richtig gelernt), Italienisch ausreichend für Konversationen und letztes Jahr mit 74 Jahren hat er dann mit Englisch angefangen! Wow!
Wir haben uns dann immer wieder mal auf Spanisch, mal Deutsch und mal auf Englisch unterhalten - über den Camino, unsere Reiseerfahrungen, über alles mögliche. Es war wirklich toll. Dieser Mann hat mich wirklich beeindruckt. In hohem alter so geistig wie körperlich fit zu sein, so offen und neugierig für alles Neue und Unbekannte, das habe ich nicht oft bei Leuten seiner Generation gesehen

auf dem Weg nach Azofra
Er hat mir seine Adresse gegeben, damit ich ihm irgendwann, wenn ich möchte, einmal etwas schreiben kann. Er sammelt nämlich Geschichten vom Camino und gibt daher jedem seiner Konversationspartner sene Adresse, sodass wir ihm irgendwann nach unserer Reise vielleicht eine unserer Erfahrungen schicken können. Er hätte schon eine von jemandem aus Südafrika, aus Frankreich und was weiss ich, aber nun hätte er mit mir auch gerne mal eine Story von einem jüngeren Menschen. Ich hoffe, dass ich am Ende etwas auf Lager haben werde, denn solch einer Sammlung würde ich gern bei der Erweiterung helfen.
Irgendwann, wenn sie etwas mehr Gestalt und Fülle annimmt, würde er mir die gesammelten Geschichten auch schicken. Das wär toll. Na, mal sehen. :)

Luxus!!!
Auf jeden Fall war dies einer der beeindruckendsten Persönlichkeiten, die ich bisher auf dem Camino getroffen habe. Und ich hab´s diesmal sogar geschafft, es ihm ansatzweise zu sagen. so viel zu meinem Komplimente-Ziel... Ich konnte ihm zwar nur sagen, dass ich ihn sehr beeindruckend finde und hab ihm vielmals für dieses Gespräch gedankt, aber dass er DER beeindruckendste war leider nicht. Hm, ich muss wirklich dran arbeiten!
Morgen, in der Albergue von Santo Domingo will ich eine kleine Karte mit einem Gruss an ihn hinterlassen. Dann kann ich ja darauf wenigsten schreiben, was ich denke. Das wär ja schonmal ein Anfang.

Do, 28.07.2011 · Logroño - Navarrete

Höhenmeter
Streckenverlauf
schöne Fotos des im Text genannten Parks und der Strecke nach Navarrete und Infos für die, die wollen...



kleiner Bach im Grajera-Park
hinter Logroño
Nach einem schönen Frühstück sind wir zusammen los, doch schon kurz nach Logroño sind mir die beiden, Rowan und Lila, schon davon. Ich musste mein langsames Tempo noch beibehalten. Der Weg war für ein paar Kilometer gleichzeitig Teil einer langgestreckten Parkanlage, genannt Parque La Grajera, zum Spazieren/ Joggen oder Fahrrad fahren.
Am Ende führte er an einen See vorbei und dann wie immer in die Weinberge. Mein Knie hat mir wieder grosse Schwierigkeiten bereitet. Zwischendurch kamen mir wieder die Tränen und ich wollte einfach nicht mehr. Ich hatte aber gemerkt, dass vor allem das zusätzliche Gewicht mir zusetzt. Um für eine kleine Pinkelpause am Wegesrand zu verschwinden, konnte ich ohne Rucksack locker die Böschung runterlaufen, fast springen und auch wieder hochklettern ohne dass mein Knie stark wehtat. Aber dann, Rucksack wieder auf, weiter geht´s und welcome back, lieber Schmerz...

kleines Suchbild:
Wo ist der zweite Pfeil?
Irgendwann hat es aber dann wieder nachgelassen und ich bin gegen Mittag in Navarrete angekommen. Von Rowan und Lila keine Spur, wer weiss wo die untergekommen sind oder ob sie vielleicht auch schon weiter nach Nájera sind. Wer weiss?
(kleine Anmerkung: wesentlich später hab ich herausgefunden, dass sie an diesem Tag rekordverdächtige 36km bis Azofra an jenem Tag gelaufen ist...)
Blick zurück auf Logroño
Ich wollte eigentlich noch bis nach Ventosa weiter, da ich mich doch wieder ganz gut fühlte und nach einer gemütlichen Siesta in Navarrete wieder fit sein sollte.
Ich hab die Zeit genutzt um von einer Bar aus mit Mama und auch Diego zu skypen. Am Ende waren die Angaben über Entfernung und Preis bis zur nächsten Albergue in Ventosa etwas widersprüchlich in meinen Aufzeichnungen, weshalb ich mich entschied doch in Navarrete zu bleiben. So eine Siesta macht dann doch schon ganz schön faul.
Von hunderten von Pilgern
angebrachte Kreuze den ganzen Zaun entlang
Um 13:30 Uhr öffnete die Albergue und in ihr war der unfreundlichste Hospitalero, den ich bisher gesehen habe. Folgender Vorfall:
Die Sache war, dass auf dem Tisch vor ihm ein Zettel klebte "Donativo 5€" (span. auf Spendenbasis 5€) und neben mir eine kleine Kasse stand, mit dem Zettel "Donativo". Kombiniere, kombiniere, hab ich meine 5€ für die Nacht natürlich schon in die Kasse gesteckt. Dann sah ich  aber bei der Pilgerin vor mir, dass sie die 5€ dem Hospitalero selbst gegeben hat. Und als er danach nun das Geld von mir haben wolltee, konnte ich  natürlich nur dumm auf die Kasse zeigen und ihm meinen Irrtum erklären. Er meinte aber, dass diese Kasse für einen ganz anderen Zweck bestimmt sei und wollte nun die 5€. Ich geb´ doch aber ganz sicher nicht nochmal 5, womit er sich dann halt zufrieden geben musste, denn irgendwie war sein Problem, dass er keinen Schlüssel für die Kasse hatte. Aber ganz ehrlich... Nicht mein Problem.

Navarrete
Später, als ich schon gemütlich auf meinem Bett lag, kam er dann auf einmal ins Zimmer und sagst, ich hätte gelogen. Ich sei eine Lügnerin und vielleicht spreche ich wohl ganz gut  Spanisch, aber so laufe sich der Camino nicht, so mache man das nicht!
Antike Pilgerherberge
Ich hab keine Ahnung was in der Zwischenzeit passiert sein muss. Vielleicht hat er doch noch den Schlüssel gefunden oder hat nur ´ne Schüttelprobe gemacht, keine Ahnung. Das einzige, was ich mir noch vorstellen könnte, ist, dass der Schein irgendwo festklemmt oder was weiss ich, sodass er beim einfachen Aufklappen nicht sichtbar ist.
Aber was soll´s.
Eigentlich hätte es mir egal sein sollen, aber irgendwie war der ganze Tag ziemlich hart, ich emotional sowieso weit unten, allein und dazu solche Vorhaltungen und Beschimpfungen... Jedenfalls kamen mir danach zum zweiten Mal an diesem Tag die Tränen und ich hab leise in mein Kissen Richtung Wand geweint. Manchmal scheint das alles einfach zu viel für mich zu sein. Und wahrscheinlich bräuchte ich mal die Gelegenheit einfach mal alles rauszulassen und nach Belieben heulen und alles rausschreien zu können. Aber in den Herbergen hat man keine Privatsphäre und auf dem Weg hab ich mich bisher noch nie danach gefühlt.
Aber irgendwie glaube ich, dass der Moment noch kommen wird.


Nach einem erholsamen Mittagsschlaf hab ich in der Küche ein wenig nach Essbarem gestöbert und ne halbe Packung hinterlassenen Reis gefunden. Free Dinner! :)
Nach dem Essen bin ich dann mit dem Vater, der mit seinem 11-jährigen Sohn einen Teil des Caminos läuft, ins Gespräch gekommen. Der Kleine war für mich ziemlich schwer zu verstehen und einmal meinte er, dass ich komisch rede. Haha. Das zweite spanischsprachige Kind, dass sich über meine "merkwürdige" Aussprache wundert.
Ich hab die beiden dann noch in eine Bar nebenan begleitet, wo wir uns weiterhin wunderbar unterhalten, viel gelernt und gelacht haben. Danach noch ein kurzes Telefonat mit Diego und dann war´s mal wieder Zeit fürs Bett.

Donnerstag, 15. September 2011

Mi, 27.07.2011 · Viana - Logroño

Höhenmeter
Streckenverlauf


Heute haben wir es einmal richtig ruhig angehen lassen. War so eigentlich nicht geplant, aber wirklich planen tut man hier ja sowieso nicht. Darum geht´s ja auch nicht.
Mein Knie tat weh, wie immer, nur kam heute noch mein rechter Fuss hinzu. Ich nehme mal an, durch heim Gehumple wurde der die letzten Tage noch mehr belastet als sowieso schon und sagt jetzt auch, dass Schluss ist.
Auf dem Weg kam ich mit Leila, aus England/ den USA, ins Gespräch. Ich hatte sie in der Herberge in Viana schon gesehen. Sie ist gerade mit der Uni (Masters in Opera) fertig geworden und konnte mir viel darüber und auch über die Opernsituation in Deutschland erzählen. Mir hat die Oper eigentlich schon immer ganz gut gefallen, aber irgendwie war ich noch nie dort. Ich hab vor ein paar Wochen schonmal darüber nachgedacht (es gab eine Neuinszenierung der Zauberflöte in Berlin), den Gedanken aber nicht weiter verfolgt. Leila hat mich definitiv wieder auf den Geschmack gebracht, sodass ich nach Buenos Aires mich mal nach Preisen und Vorstellungen umschauen werde. Ich würde die Zauberflöte so gern einmal live sehen. Oder das Phantom der Oper (noch lieber als die Zauberflöte), das wäre toll.

Pfeile überall
Jedenfalls meinte sie zu mir, dass sie heute nur bis Logroño liefe, und dass, falls ich das auch machte, sie mich gern dort sehen würde. Zuerst verneinte ich, mein Ziel heute war Navarrete, aber die Vorstellung nur 10km laufen zu müssen war einfach zu verlockend. Rowan hat sich auch angeschlossen, da ihn seine Achillessehne plagt und auch schon ziemlich angeschwollen ist :S
Also sind wir nach fast gemütlichen 10km zur Pfarrherberge von Logroño und wurden unglaublich herzlich von den zwei Hospitaleras empfangen. Zu dieser frühen Zeit waren wir natürlich die ersten mit freier Bettwahl. Hehe. Und nach einer schönen Dusche und dringend nötiger Wäsche gab es eine wohltuende Siesta.
Ich bin zwar nicht so viel gelaufen, aber Siesta ist immer gut :D Um 6 bin ich dann zur Küche um bei den Vorbereitungen für´s Abendbrot zu helfen und hatte total viel Spass mit den beiden Hospitaleras. Während der Vorbereitungen konnte ich mir sehr gut vorstellen, das selbst mal zu machen, als Freiwillige in einer schönen Herberge auf dem Weg. Donna meinte, man bräuchte dazu nur einen 2-Tages-Kurs und man sollte natürlich selbst einen Teil gelaufen sein. Ich glaube, das würde mir gefallen. Mal sehen, wann sich die Gelegenheit bietet.

Eine Sache ist mir in den letzten Tagen aufgefallen. An sich ist es mir schon oft an mir aufgefallen, aber in den letzten Tagen noch so viel mehr. Ich habe Probleme oder besser gesagt Schwierigkeiten damit anderen Menschen zu sagen, was sie mir bedeuten. Mir fällt es natürlich besonders auf, wenn andere es bei mir tun. So hat Leila gerade zu mir gesagt, dass es eine Freude war heute mir mir gelaufen zu sein. Oder jemand anderes meinte, ich eine eine tolle junge Frau und hat mir Glück und Freude auf meinem weiteren Lebensweg gewünscht.
Solche Sachen denke ich auch über andere, ich fühle sie anderen Personen offenbare ich sie auch, aber so direkt schaff ich es seltsamerweise nicht. So viele Personen beeindrucken mich, berühren mich, helfen mir oder was auch immer, aber irgendwie sage ich es ihnen nie. Das passiert mir bei Fremden genauso wie bei Freunden...
Ich glaube, dass ich manchmal oder vielleicht sogar oft zu kalt erscheine, obwohl ich es ganz und gar nicht bin. Ich will versuchen mich dahingehend zu ändern. Ich möchte, dass die Personen um mich herum wissen, was ich von ihnen halte. Ich möchte Komplimente verteilen können. Das soll mein Ziel im Moment sein, daran will ich arbeiten. Mindestens ein Kompliment pro Tag, direkt an eine Person gerichtet. Irgendwie hört es sich jetzt schon schwer für mich an. Das sollte es aber eigentlich wirklich nicht.
Okay, ich habe ein Ziel, morgen will ih anfangen aktiv daran zu arbeiten!

Mittwoch, 14. September 2011

Di, 26.07.2011 · Los Arcos - Viana



Wie immer, für die, die wollen: Mehr Infos und Fotos der Etappe...


Es ist Abend, wieder 20km geschafft, irgendwie hinter mich gebracht. Heute war es besonders schlimm. Mein Knie hat wieder zu schmerzen angefangen, vom ersten Schritt an. Ich hab die Zähne zusammengebissen und versucht, den Schmerz zu ignorieren. Das hat aber nur kurzzeitig geholfen. Ich hab versucht mich dem Schmerz hinzugeben, ihn fühlen, aber eher aus einer beobachtenden Perspektive, hat natürlich auch nicht lange funktioniert. Kurz vor Sansol (nach etwa 2h) wurde es wirklich schrecklich. Ich war einfach nur am Ende, mein Knie tat so sehr weh wie noch nie, ich hab Diego vermisst, hab mich gefragt, wozu ich das ganze hier eigentlich mache und war kurz vor einem emotionalem Zusammenbruch. Mir kamen die Tränen, vor Sehnsucht, vor Schmerz, vor Erschöpfung, vor Müdigkeit. Alles kam auf einmal zusammen. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nicht mehr.

Ich liebe Olivenbäume
In Sansol hat Rowan schon auf mich gewartet, denn heute war selbst er wesentlich schneller als ich. Zufälligerweise sass er neben einer Apotheke, die auch bald aufmachen sollte. Die Betonung liegt dabei auf sollte. (In Spanien sind Öffnungszeiten eher Richtlinien als konkrete Angaben) Wir haben also gewartet, die Pause genossen und schon bald kam dann auch die Apothekerin. Drinnen hab ich mir einen einfachen Knieschoner gekauft, der nicht viel hilft, aber wenigstens einen kleinen Bruchteil des Schmerzes nimmt. Aber wahrscheinlich ist dieses Bisschen auch nur Placebo-Effekt. Mit egal. Weniger ist weniger, ob tatsächlich oder nur im Kopf ist mir in dem Moment ziemlich gleich.

Der Rest des Weges war okay, ich bin extrem langsam gelaufen, hab immer wieder Pausen gemacht und erst der letzte Teil, die letzten 2-3km waren wieder unglaublich schwer. Das letzte Stück war nämlich auf der Landstrasse und das machen meine Füsse nicht wirklich mit. Aber was soll´s. Am Ende bin ich ja doch wieder einmal angekommen. Wieder einmal geschafft.


Die Herberge gehört wieder zur Pfarrerei, wir sind nur 13 Leute, schlafen auf Matratzen auf dem Boden, hatten gerade ein extrem leckeres und reichhaltiges Abendessen (3 Gänge!) gemeinsam im Wohnzimmer und alles ist so wunderschön familiär und freundlich.
meine ist ganz hinten in der Mitte :)
Ich sage übrigens Wohnzimmer, weil der Aufenthaltsraum tatsächlich wie ein Wohnzimmer eingerichtet ist. Mit kleinem Bücherregal, Ohrensessel, Bilder an der Wand, ein grosser Esstisch und die Küche gleich nebendran.
Nach all den Strapazen, Hochs und Tiefs des Tages einfach nur ein perfekter Ort um den Rest des Tages zu geniessen.

Videos

Nur ein kleiner Hinweis auf eine neue Seite, die ich hinzugefügt habe...
Einfach unten rechts in der Leiste zu finden mit diesem Link: Gianki´s Videos

Dienstag, 13. September 2011

Mo, 25.07.2011 · Estella - Los Arcos

Höhenmeter
Streckenverlauf

Mehr Infos und Fotos


Pilger!
Wenn du in Santiago mit Kraft und
Vitalität ankommen willst, so nimm einen
Schluck dieses grossartigen Weines
und trinke zum Wohl der Glückseligkeit
IRACHE-QUELLE
WEINQUELLE
Entspannter Morgen, etwas zu spät aufgestanden und nach einem kleinen Luxusfrühstück (mit Cornflakes!) uns auf den Weg gemacht. Das Highlight des Weges hatten wir am Ende des nächsten Dorfes beim Iratxe-Kloster (sprich Iratsche) - eine Weinquelle! Pilger wurden von einem Schild auf einen Schluck Wein eingeladen um gestärkt in Santiago ankommen zu können und ich dachte, sie würden dich so auf süsse Art und Weise in ihre Bar locken wollen. Aber nein, da hingen doch aus der Wand tatsächlich zwei Hähne, einer mit Wein und der andere mit Wasser. Das Foto des Tages war damit  sicher.
später hab ich von Leuten gehört,
die an diesem Tag nicht mehr allzu weit
gelaufen sind... ^^

10min später fiel mir aber etwas weniger erfreuliches ein. Ich hatte meine Wäsche auf der Leine vergessen. Mein Handtuch, ein Slip (mein schönster und bequemster... *schmoll*) und ein T-Shirt (1 von 3). Das T-Shirt war mir relativ egal, den Slip kann ich verschmerzen (bin ja eh bald wieder in Buenos Aires und kann ihn nochmal kaufen), aber das Handtuch hätte nicht sein müssen. Schon wieder ein teures Mikrofaserhandtuch in der ersten Woche verloren (in Neuseeland auch schon)... So ein Mist...
durch Berge und Felder
Zurücklaufen kam nicht in Frage, denn diese 6 zusätzlichen Kilometer sind diese Sachen einfach nicht wert. Das machen meine Füsse sowieso nicht mit und ausserdem läuft man auf dem Camino in Richtung Santiago und nicht zurück! Also egal, so etwas passiert (vor allem mir...), nächstes Mal besser aufpassen und weiter geht´s.

Die letzten 1,5h Laufen des Tages waren eine Qual, meine Knie taten zwar nicht weh, dafür wurden meine Beine zu Blei und jeder Schritt kostete mehr und mehr Kraft. Ich brauchte zum Schluss alle halbe Stunde eine Pause und war einfach nur so froh endlich anzukommen.
immer die gelben Pfeile entlang
Der Empfang war super freundlich, wesentlich herzlicher als in anderen grossen Herbergen. Ausserdem wurde gesagt, dass es im 20 Uhr Abendbrot gäbe. Auf die Frage, wie viel dies kosten würde, schaute der Hospitalero nur ganz verdutzt und wiederholte die Uhrzeit (Cúanto - Wie viel/ Cúando - Wann). Erst danach verstand er, dass ich nach dem Preis fragte und meinte, dass es natürlich gratis sei. Bei 5,50 €/ Nacht nicht selbstverständlich und dafür eine umso angenehmere Überraschung. :)
ein Chor singt das Santiago-Lied
"Wir haben Hunger, Hunger, Hunger..."
Nach einer wohlverdienten Siesta und Dusche war es dann auch bald um 8 und draussen waren schon zwei ewig lange Tische aufgestellt worden, zwei Akkordeonspieler waren da und in einer gigantischen Pfanne wurde Paella zubereitet. Ich wusste ja, dass heute irgendein nationaler Feiertag war, aber anscheinend gab es guten Grund zum Feiern. Denn Plätze gab es weit mehr als Pilger, man sah Leute, die eindeutig aus dem Dorf gekommen sein mussten und die Stimmung war schon ausgelassen fröhlich. Vor dem Essen sang ein kleiner Chor das Lied von Santiago für uns Pilger mit Akkordeonbegleitung. Danach wurde aufgetischt (ich hatte statt Paella eine super leckere Kartoffelsuppe, denn so viele Shrimps, Muscheln und was weiss ich, was da drin war, ist ja nicht wirklich so mein Fall), Wein aus der Region gab es reichlich für alle und der Schmaus begann.
Paella für alle!
Gegenüber von mir sass der Hospitalero, der mich am Nachmittag schon in der Herberge willkommen geheissen hat. Wir haben uns toll unterhalten und im Gespräch konnte ich ihn auch endlich fragen, was denn nun heute eigentlich gefeiert wurde. Da guckt er mich mit grossen Augen an, und sagt: "Na, Santiago, Día de los Peregrinos!" (span. Tag der Pilger). Unser Tag also praktisch! :) Na, wer hätte das gedacht. Was für ein Glück wir schon wieder hatten.
Wappen von Navarra
Nach dem Essen wurde wieder Musik gespielt, gesungen, viel Wein getrunken und noch lange getanzt. Ich hab´s auch versucht mit dem typischen Tanz der Region mit den Händen über dem Kopf, viel Gehüpfe und Gedrehe, aber meine Knie haben das nicht wirklich mitgemacht. So bin ich dann bald ins Bett, hab Diego noch eine Mail geschrieben, ihm Glück für seine Prüfung gewünscht und bin dann ganz schnell ins Land der Träume entglitten.
Tanz bis tief in die Nacht
Folklore auf dem Akkordeon